Heute widmen wir uns einem echten „Sensibelchen“ im Dentallabor: Zirkonoxid. Die Hochleistungskeramik ist zwar ein wahrer Alleskönner, reagiert aber überraschend empfindlich auf fehlerhafte Bearbeitung. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, kann später zu gravierenden Problemen führen.
Die unsichtbare Gefahr: Mikrorisse durch Überhitzung
Kennt Ihr das? Der letzte Feinschliff an einer Zirkonoxid-Restauration steht an und ganz intuitiv greift man zum erstbesten Diamantschleifer im Handstück. Ein routinierter Handgriff – und genau hier beginnt oft das Problem:
- Abgenutzte oder zugesetzte Diamantschleifer erzeugen übermäßige Wärme
- Die geringe Wärmeleitfähigkeit von Zirkonoxid führt zu lokalen Hitzestaus
- Mikrorisse entstehen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind
- Das Ergebnis: Schleichendes Risswachstum und spätere Frakturen
Was zunächst harmlos erscheint, hat Folgen. Besonders tückisch: Die Schäden zeigen sich oft erst nach Monaten oder Jahren in der Mundhöhle des Patienten.
Der Rebinder-Effekt: Wenn das Mundmilieu mitspielt
Im feuchtwarmen Mundmilieu kommt ein weiterer Faktor ins Spiel: der Rebinder-Effekt. Flüssigkeiten dringen in die feinen Mikrorisse ein und erzeugen einen Druck im Materialgefüge, der das Risswachstum beschleunigt. Was als mikroskopisch kleiner Riss begann, kann sich über die Zeit zu einer Fraktur entwickeln.
Fingerspitzengefühl: Die goldenen Regeln der Zirkonoxid-Bearbeitung
Um das volle Potenzial dieses fantastischen Werkstoffs auszuschöpfen, sollten wir einige grundlegende Regeln beachten:
- Werkzeugqualität sicherstellen: Nur speziell für hochfeste Keramiken entwickelte Schleifer verwenden.
- Weißlingsphase: Schon vor dem Sintern mit Vorsicht arbeiten. Ganz wichtig: keine Feuchtigkeit, Frässtaub gründlich entfernen, aber OHNE Dampfstrahler.
- Drehzahl anpassen: Materialgerechte Geschwindigkeit wählen – nicht zu schnell!
- Anpressdruck kontrollieren: Mit Fingerspitzengefühl arbeiten, nicht mit Kraft.
- Wasserkühlung nutzen: Bei intensiver Bearbeitung für Temperaturausgleich sorgen.
- Systematisch polieren: Nach jeder Korrektur sorgfältig polieren – bis zum Hochglanz.
Fazit: Qualität beginnt beim ersten Schliff
Was Patienten als schöne, langlebige Restauration schätzen, beginnt mit unserer sorgfältigen Bearbeitung im Labor. Zirkonoxid verzeiht keine Nachlässigkeiten – belohnt uns aber mit hervorragenden Ergebnissen, wenn wir seine Eigenheiten respektieren. In diesem Sinne: Behandelt das „Sensibelchen Zirkonoxid“ mit der nötigen Sorgfalt – die Patienten werden es Euch danken!
Herzliche Grüße, Euer DELABO-Team